Wenn du seit Jahren mit klassischen Reverb-Plug-ins arbeitest, fühlt sich smart:reverb 2 vielleicht wie eine neue Sprache an – oder zumindest wie ein ungewohnter Dialekt. Doch hinter der modernen Benutzeroberfläche und der KI-gestützten Engine steckt ein vertrautes Ziel: Räumlichkeit und Tiefe im Mix gestalten. Der Unterschied? smart:reverb 2 verfolgt einen perzeptiven, intelligenten Ansatz – inklusive Group Mode.
In diesem Artikel sehen wir uns an, was smart:reverb 2 besonders macht und wie du sein kreative Potenzial dank eines neuartigen Workflows optimal nutzt. Es stimmt, smart:reverb 2 ist kein gewöhnliches Reverb-Plug-in – aber sobald man sich auf den wahrnehmungsorientierten Ansatz einlässt, wird daraus ein intuitives Werkzeug für kreative und professionelle Mixes.
In diesem Beitrag behandeln wir folgenden Themen:
- Tiefe (Distance) statt klassischem Dry/Wet
- Größe (Size) statt Nachhallzeit: Reverb räumlich gestalten
- Keine Presets – sondern kreatives Browsen
- Ein Reverb, viele Spuren: Group Mode
- Ein Reverb, das zuhört und sich anpasst
- Für Inserts gemacht (aber auch auf Sends top)
Tiefe (Distance) statt klassischem Dry/Wet
Eines der ersten Dinge, die auffallen: Es gibt keinen klassischen Dry/Wet-Regler. Stattdessen setzt smart:reverb 2 auf einen Parameter namens Distance. Dieser funktioniert wie eine weiterentwickelte Dry/Wet-Kontrolle – nur besser: Er mischt nicht nur das Reverb-Signal, sondern bildet auch ab, wie Schall in echten Räumen mit der Entfernung klingt.
Je weiter du eine Quelle zurückziehst, desto diffuser und dumpfer wird der Reverb – das sorgt für natürliche Tiefenstaffelung.
Tipp: Wenn du Distance lieber wie einen klassischen Dry/Wet-Regler verwenden willst, kannst du den Distance-Filter deaktivieren (kleines Filtersymbol neben dem Parameter).
Größe (Size) statt Nachhallzeit: Reverb räumlich gestalten
Ein weiterer Unterschied: Es gibt keine dedizierten Regler für Reverb Time oder Pre-Delay. Stattdessen steuerst du mit Size und Distance die räumliche Wirkung. Der Grund: Jeder Reverb-Stil (Room, Hall, Plate, Spring) interpretiert “Größe” unterschiedlich – wie in realen akustischen Umgebungen.
Du arbeitest also nicht mit Millisekunden, sondern mit räumlichem Gefühl. Das klingt radikal – ist aber extrem intuitiv und effizient.
Keine Presets – sondern kreatives Browsen
Statt langer Preset-Listen gibt es die Reverb Matrix: ein XY-Feld, über das du zwischen Room, Hall, Plate und Spring browsen kannst. Jeder Stil bietet einen eigenen Klangcharakter – die Matrix hilft dir, schnell den richtigen Klangcharakter zu finden, ohne Menüs durchzuklicken.
Ein Reverb, viele Spuren: Group Mode
Eines der mächtigsten Features: Group Mode. Damit können mehrere Instanzen des Plug-ins über verschiedene Spuren hinweg miteinander kommunizieren. Du kannst damit:
- Alle gruppierten Instanzen über ein Fenster steuern
- Parameteränderungen auf mehrere Spuren gleichzeitig anwenden
- Automatisch Reverb-Masking zwischen Spuren reduzieren (Cross-Channel Unmasking)
Das ist Reverb für moderne Multi-Track-Projekte – du steuerst nicht nur einzelne Spuren, sondern das räumliche Gesamtbild deines Mixes.
Ein Reverb, das zuhört und sich anpasst
smart:reverb 2 analysiert dein Eingangssignal, um einen Reverb zu erzeugen, der zur tonalen und dynamischen Charakteristik deiner Quelle passt. Dieser Lernprozess wirkt sich auf zwei Dinge aus:
- Wie sich der Reverb an die Quelle auf einer Spur anpasst
- Wie mehrere Instanzen im Group Mode miteinander arbeiten
Der Effekt ist bewusst subtil – es geht um Veredelung, nicht um drastische Eingriffe. Wichtig: Das Lernen verändert keine Parameter automatisch – du bleibst immer kreativ am Steuer.
Für Inserts gemacht (aber auch auf Sends top)
smart:reverb 2 ist vor allem als Insert-Effekt konzipiert – besonders wegen der Distance-Steuerung und dem Group Mode. Für klassische Send/Return-Setups kannst du einfach Wet Mode aktivieren – Distance wird deaktiviert und das Plug-in gibt nur das Reverb-Signal aus.
Fazit: Ein Reverb, das denkt wie du
smart:reverb 2 will dich nicht umgewöhnen – das Plug-in möchte dir nur eine musikalischere und intuitivere Art zeigen, mit Räumen umzugehen. Egal ob du Vocals platzierst, Drums staffelst oder komplexe Mixes übersichtlich halten willst: Dieses Tool erlaubt es dir, dich auf den Klang zu fokussieren und nicht auf technische Zahlen. Ein Reverb, das zuhört. Und eines, das deine Wahrnehmung für Raum verändern kann.